Wir, der gesamte Vorstand, von LitaD möchten anläßlich des Todes von Jürgen Becker an ihn erinnern. Es war uns eine große Ehre, ihn als Autoren der ersten Stunde unseres Literaturfestivals, an unserer Seite gehabt zu haben. Ein beeindruckender Mensch, ein großer Schriftsteller und Lyriker. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.
Dazu ein Nachruf unseres Kuratoren Denis Scheck
„Beeil dich./Laß dir Zeit“. So lauten zwei Verse aus einem Gedicht Jürgen Beckers, aus dessen Lyrik sich das Denken in Paradoxien lernen läßt. Jürgen Becker war ein Avantgardist, der auch mit über 90 im Alter nichts von seiner beharrlichen Radikalität eingebüßt hatte, mit der er die Grenzen von Lyrik und Prosa vermißt – und zugleich niederriß. Allein der Umgang Jürgen Beckers mit dem „Du“, das sowohl seine Lyrik wie seine Prosa prägt und das Becker virtuos vom Monolog zum Dialog, also vom reflektiven Selbstgespräch zur personalen Anrede des Lesers und damit zum Appell und wieder zurück führt, zählt zu den großen Kunststücken von Jürgen Beckers Literatur. Epiphaniehaft leuchtet es in den eingangs zitierten Versen auf: „Beeil dich./Laß dir Zeit“.
Jürgen Becker, der am Anfang seiner Karriere von der Fluxus-Bewegung beeinflußt wurde und Zeit seines Lebens in den Grenzgebieten von Bild und Sprache, Erinnerung und Beobachtung unterwegs war, hat ein Werk geschaffen, das wie alle große Literatur selbst eine Schule der Wahrnehmung ist.